«Züri töönt!» begeistert im «Salmen»: «Vom heimischen Publikum bekommen wir viel Wärme»
(Text: Mara Aliotta, Bilder: Valentin Hehli)
Die Lichter im Salmensaal in Schlieren werden gedim mt. Das erste Stück fängt an. Von den Klängen begleitet, kommt die erste Welle von Musizierenden in den Saal. Eine Stimme ertönt aus dem Off und erzählt «vo damals, wo mer no unterwegs gsi sind uf allne viere – au da z’Schliere». Allmählich ist die Hälfte des Musikvereins Harmonie Schlieren (MHS) auf der Bühne zusammengekommen. Es ist Samstagabend, auf dem Programm steht «Züri töönt». Das Werk erzählt die Zürcher Geschichte musikalisch.
Nach einigen Stücken kommt Conférencier Dominik Widmer auf die Bühne. «Es ist eine Mammutaufgabe, 16’000 Jahre Stadtgeschichte zusammenzufassen», sagt Widmer. Die Geschichte beginnt bei den Mammuts. Abwechslungsweise an seinem Tisch auf der Bühne, davor oder umherspazierend erzählt Widmer dem Publikum die Geschichte Zürichs. Mit pointierten Wortspielen, eleganten Formulierungen und süffisanten Reimen entlockt er dem Publikum immer wieder Lacher und Applaus. Die Stücke sind mal verspielt und aufgestellt, mal kraftvoll und episch. Das Programm ist abwechslungsreich, die Musik immer passend zur entsprechenden Epoche. So auch, als es um die Römer geht. Das Publikum flankierend marschieren die Tambouren und Bläser in den Saal. «Turicum novis est», ruft Widmer und salutiert. Laute Marschmusik ertönt. Kurz vor der Pause steigt Conférencier Widmer in das musikalische Geschehen ein. Er kippt den Tisch und schlägt im Takt mit einem kurzen Metallstock auf das Tischbein. Zürich töne zum Glück noch weiter, «auch nach der Pause», verkündet er dann.
«Ich bin hier, um Geburtstag zu feiern»
In der Pause richtet sich MHS-Präsident Markus Otto an das Publikum. Er begrüsst die verschiedenen Stadtratsmitglieder und bedankt sich insbesondere bei Stadtrat Stefano Kunz (Mitte), der als OK-Co-Präsident bei der Planung des 31. Zürcher Kantonalmusikfests mitwirkt, das vom 21. bis 23. Juni 2024 in Urdorf und Schlieren stattfinden wird. Schliesslich wird das Mikrofon an Stadtpräsident Markus Bärtschiger (SP) übergeben. Er bedankt sich für den super Abend und lobt die Tradition des MHS. «Vor allem bin ich hier, um Geburtstag zu feiern», sagt Bärtschiger. Denn die Harmonie wurde 1923 gegründet. Zur Feier des 100-Jahre-Jubiläums erhält der Verein 1000 Franken aus der Schlieremer Stadtkasse.
In der zweiten Hälfte des Programms nimmt Conférencier Widmer das Publikum mit auf eine Stadtwanderung. Von der Langstrasse über die Polyterrasse und den Sechseläutenplatz bis hin zum Zürichsee hat er Anekdoten und Geschichten auf Lager, die er mithilfe von Accessoires und Kostümen unterstreicht. «Der erste Schachverein weltweit wurde in Zürich gegründet», so Widmer. Ausserdem beherberge die Stadt die längste Parkbank Europas, ganz zu schweigen von der Turmuhr der Kirche St. Peter, die bekanntlich grösste irchturmuhr des Kontinents. Zu guter Letzt gibt es eine Rap- und Gesangseinlage von Dirigent Tobi Zwyer.
«Vom heimischen Publikum bekommen wir stets viel Wärme», sagt Markus Otto nach dem Konzert. Einen besseren Abschluss hätten sie sich nicht wünschen können. Auch Tobi Zwyer zeigt sich zufrieden. Der Komponist und Dirigent hat jahrelang am Werk «Züri töönt» gearbeitet. Das Ziel sei, Musik mit Inhalt und Witz zu kombinieren. «Diese neue Konzertform ist schwierig zu bewerben, weil sich die Leute nichts darunter vorstellen können», so Zwyer. Aber das Programm kommt sehr gut an. Es gibt Standing Ovations im ausverkauften Saal.
Schon am Freitagabend, ebenfalls im «Salmen», und am 27. Oktober, bei der Uraufführung in der Halle 622 in Zürich Oerlikon, wusste die Harmonie mit «Züri töönt» ein grosses Publikum zu begeistern.