Ein Abend lang war das ganze Weltall in Schlieren
Zum Mars wären es 1700 Jahre Fussmarsch. Zum Glück mussten die Fans der Harmonie Schlieren am Samstag nicht so weit gehen.
Die Strassen von Schlieren seien genauso leer wie damals bei der Übertragung der ersten Mondlandung 1969, witzelt der Präsident des Musikvereins Harmonie Schlieren Marco Lucchinetti: «Heute sind alle Einwohner hier im Konzertsaal versammelt.»
Damit sorgt er am Samstagabend für ein erstes Gelächter im Publikum, bevor er das Wort an Christof Bühler übergibt. Der ganz in weiss gekleidete Moderator des Galakonzerts gibt zwischen den musikalischen Highlights Wissen rund um das Universum zum Besten: «Es sind nur 1700 Jahre Fussmarsch zum Mars», sagt er, grinst und beisst in einen Mars-Riegel
Für gut drei Stunden bietet die Harmonie Schlieren mit dem Programmtitel «Space» eine musikalische Reise durch das Weltall, während in den Weiten des Salmensaals gleich zwei Besucher heimlich ihre Geburtstage feiern. So geniesst Geburtstagskind Claudia Zwyer einen der feinen Cupcakes in der Pause, während sie die erworbenen Tombola-Lose öffnet. Sie ist die Tante des Dirigenten und besucht das Galakonzert jedes Jahr: «Er hat kein einziges Blatt vor sich, jedes der Stücke dirigiert er auswendig», sagt sie.
Seit fünf Jahren hat Tobias Zwyer die musikalische Leitung des 1923 gegründeten Vereins inne: «Man ist näher bei den Musikern, wenn man die Partituren im Kopf hat. Mein Problem ist eher, wenn sie mich nicht anschauen», sagt er lachend.
Er schätzt den gut organisierten Verein, der flexibel und offen sei. «Wichtig ist mir, dass der Abend ein Gesamtpaket wird und sich die Leute gut unterhalten fühlen», sagt er. Mit seinen rund 60 Musikern ist der Verein dieses Jahr auch am Musikfestival in Montreux aufgetreten.
Gänsehaut zum Schluss
Auf der anderen Seite des Raumes sitzt die 22-jährige Flavia Killer aus Dietikon, die ebenfalls Geburtstag feiert: «Es ist eine sehr abwechslungsreiche Stückeauswahl und es wurde ja auch gesungen», sagt sie.
Ihr Höhepunkt des Abends ist «Raumpatrouille Orion» der Kultserie aus den Sechzigern. Damit hat sie eine Gemeinsamkeit mit dem Musiker Markus Otto auf der Bühne. Seit 15 Jahren wirkt er im Verein mit: «Es ist für mich schöner, auswendig zu spielen, und es liegt mir auch mehr – ich fühle mich freier», sagt er nach der Aufführung. So dürfte er bei manchen Gästen für Gänsehaut gesorgt haben, als er am Ende des Konzerts mit seiner Trompete und den langsamen Soloeinlagen zu Louis Amstrongs «What a Wonderful World» durch den Saal schlenderte.